Makrelen, Kniffel und Palettenboard - Nevlungshavn bis Göteborg (Tschüss Norwegen :( )


Hamburgsund :)

Die Sonne weckt uns am nächsten Tag! So sieht die Welt doch schon anders aus. Auch der Wind hat etwas nachgelassen und wir wollen dieses Fenster nutzen, um über den Oslofjord zu setzen. Mit 4-5Bft aus SW können wir mit halbem Wind durch die Wellen pflügen, die letzten Seemeilen sogar mit Raumwind. Als der Wind auf 6Bft auffrischt nehmen wir das Groß runter und machen die letzten Seemeilen ohne Geschwindigkeitseinbußen nur mit Genua. Dank Sonne ist auch nicht schlimm, dass die ein oder andere Welle, die direkt von der Seite anläuft, ins Cockpit spritzt. Zumal es auch wie gestern schon eigentlich nur Theis Hose ist, die dieses Spritzwasser magisch anzieht. Der Rest der Crew bleibt trocken. Zunächst laufen wir Papperhavn an, ein kleiner Hafen in dem aus Schären bestehenden Naturschutzgebiet vor Frederiksstad. Wir merken schnell, dass es hier viel zu ungeschützt ist, zumal der Wind noch zunehmen soll. Deshalb wird es nur ein kurzer Stop, mit einer kleinen Beiboot-Tour, in der Fabian seine Ruderkünste zeigt.


Die drei im Beiboot



Hier ist es uns etwas zu ungeschützt, morgen soll es noch windiger werden


 Und Thees zeigt, dass er besser am Steuerrad als am Ruder ist, als nach 5 Minuten auf der Stelle paddeln wieder Fabian übernimmt. Sehr amüsant für alle Beteiligten. Nachdem die leckeren, von Arved gekochten Nudeln verspeist wurde, geht es dann weiter nach Frederiksstad. Hier ist es sehr viel geschützter und ruhiger. Nach einer kleinen Shoppingtour beim nahen Supermarkt gibt es leckere Wraps für alle (zum Glück werden alle satt, es gab vorher echte Bedenken von den männlichen Crewmitgliedern, die gefühlt immer essen können. Ich bin sehr beeindruckt, wie viel 4 Männer verspeisen können).
Am nächsten Tag ziehen wir uns Regenklamotten an und erkunden die Stadt. Frederiksstad wird durch Sunde und einen Fluss in mehrere Teile geteilt, es gibt aber kostenlose Fähren, die einen überall hinbringen. Damit kommt man auch ohne Probleme zur Altstadt, die sehr süß von bunten Backsteinhäusern geprägt ist. Auf dem Rückweg durch das neue Stadtzentrum, kommen wir an einem Werbestand für Musikinstrumente vorbei, wo viele Blasinstrumente und Trommeln zum ausprobieren bereitstehen. Arved und Fabian geben ihr Bestes und mit Arved am Horn und Fabian an der Trompete amüsieren sie den Standbesitzer, die Zuschauer und uns. 



Instrumente zum ausprobieren? da können die Beiden nicht nein sagen!


Anschließend geht es weiter. Trotz Sturm wollen wir uns im geschützten Fahrwasser hinter den Schären bis Strömstad weiter hangeln. Als wir aus der Stadt rausmotoren wird der Wind jedoch immer stärker, bis 8Bft zeigt der Windmess an! Dementsprechend langsam kommen wir voran, denn selbst zwischen den Schären baut sich eine steile Welle auf, die uns ordentlich abbremst. Der Wind kommt immer noch aus SW, also genau gegenan. Spontan beschließen wir, Strömstad auf morgen zu verschieben und machen im Hafen von Skjaerhalden fest. Hier ist es einigermaßen geschützt, wenn auch etwas kabbelig. Nach dem Abendessen wollen wir noch einen Spaziergang zum Strand machen und nehmen dabei eine Abkürzung, die direkt durch einen wunderschönen und wunderbar gruseligen Wald führt. Zum Glück halten sich alle mit den Gruselgeschichten zurück sodass wir ohne Zwischenfälle am Strand ankommen und dort die Reste des wunderschönen Sonnenuntergangs genießen können.


Trotz des aufgewühlten Wassers irgendwie romantisch. Oder vielleicht auch gerade deshalb?

Wie die Hühner auf der Stange

Dieser Herr bekommt noch einen Kuss zum Abschied


Der Wind beruhigt sich wieder und so starten wir am nächsten Morgen nach dem Frühstück. Da wir nur wenige Seemeilen zurück legen wollen reicht uns die Genua, unter der wir im schönsten Sonnenschein durch die engen Fahrwasser segeln. Gegen Mittag erreichen wir die schwedische Grenze und nun wird nach fast 3 Monaten die Norwegische Gastflagge durch die schwedische ersetzt. Erstere ist ganz schön mitgenommen. Danke Norwegen für die fantastische Zeit! Fast um uns zu beweisen, dass Schweden genauso toll ist, beißen nun auch die Fische wieder! Thees und Theis fangen einige leckere Makrelen! Am Nachmittag legen wir in Strömstad an und sind bei unserer ersten Shopping-Tour begeistert, wie viel günstiger hier alles ist als in Norwegen! Statt 2-3mal so viel wie in Deutschland kosten Lebensmittel und alkoholische Getränke weniger als doppelt so viel. Immer noch teuer aber Arved und mir kommt es super billig vor. Mir war nicht klar wie sehr wir schon an die norwegischen Preise gewöhnt waren. Nachdem wir uns also mit Leckereien eingedeckt haben geht es zurück an Bord und bei Kniffel und Meier wird das ein oder andere Bier geöffnet. Nach ein paar Runden lassen wir das Beiboot zu Wasser und zu viert (Arved bleibt lieber auf der großen Shanty, er ist ordentlich erkältet und geht den Abend etwas ruhiger an) unterhalten wir bald den ganzen Hafen. Mit wenigen Zentimetern Freibord paddeln wir herum und haben ordentlich Spaß. Ich Nachhinein erstaunlich, dass keiner baden gegangen ist! 


Arved spielt: Auf wie viele Füße kann ich gleichzeitig treten während Anne ein Bild macht?

Eine Seefahrt die ist lustig...


Zum Abendessen etwas später gibt es dann die leckeren, gebratenen Makrelen. Und sogar Fabian, dem Fisch wenn überhaupt in Fischstäbchenform auf den Tisch kommt, greift mit Appetit zu! Die Crew wandelt sich langsam in eine richtige Seemannschaft um.
Nachdem Fabi in der folgenden Nacht davon träumt, seine erste eigene Makrele zu angeln, ist es am nächsten Tag tatsächlich so weit. Wieder haben wir total Glück mit dem Wetter und segeln fast 30 Seemeilen in der Sonne, angelnd, singend, Musik hörend und tanzend. Und die Fische beißen! Theis und Fabi ziehen insgesamt über 10 Makrelen, einige richtige Brocken, aus dem Wasser. Genug um heute Abend den Räucherofen anzuschmeißen. Am frühen Abend kommen wir an einem wunderschönen Ankerplatz vorbei, an dem wie die Nacht verbringen wollen. Eine total geschützte Bucht an der Insel Gluppö. Hier gibt es, wie öfters in Schweden, verankerte Bojen, an die man festmachen kann, sodass man seinen eigenen Anker nicht benutzen muss, was auf dem steinigen Untergrund manchmal schwierig ist. Leider sind diese Bojen hier schon alle besetzt. Also versuchen wir es zunächst mit eigenem Anker. Dieser hält jedoch leider nicht, es ist mit 11m auch etwas tief. Außerdem soll der Wind über Nacht um 180° drehen, was einen sicheren Ankerplatz zu finden noch erschwert. Schließlich machen wir, mit der Hilfe der gesamten Crew, zwischen zwei Schären fest. Hier ist es nun zwar flach (etwa 2m), aber wir liegen sicher und fest. Puh! Ankern ist auch irgendwie anstrengend jedesmal! Aber wie immer werden wir danach belohnt. Zuerst mit einem fantastischen Sonnenuntergang, und dann mit einem Lagerfeuer, an dem wir geräucherte Makrelen, überm Lagerfeuer geröstete Makrelen und zu guter Letzt noch Stockbrot essen. Schön!




Erst werden die Makrelen gefangen...
...und dann geräuchert!

Für den Schlafplatz ist Teamarbeit gefragt: Erst vorne festmachen...

...dann hinten

Und dann sitzt alles und wir haben einen wunderbaren Abend!




Den Lagerfeuergeruch waschen wir uns am nächsten Morgen mit einem Morgenbad größtenteils vom Körper. Nach einem leckeren Frühstück verholen wir dann an eine frei gewordene Boje, denn die Windrichtung, aus der der Wind heute kommt, bläst uns ins noch flachere Wasser. Das Manöver klappt hervorragend, ich bin stolz auf unsere Crew!! Nun wieder entspannt baut sich Arved aus einer auf der Schäre gefundenen Palette und ein paar Fendern ein Floß. So richtig paddeln kann er allerdings nicht darauf. Der eigentliche Spaß beginnt, als wir es an einem langen Seil an der Shanty hinterher ziehen. Es ist so stabil, dass Arved sich drauf stellen kann und wie auf einem Wakeboard surft. Natürlich möchte jetzt auch Fabi und abwechselnd surfen die beiden hinter der Shanty her. Danach wird das Ganze nochmal mit Arveds Kiteboard probiert und wir sind wieder begeistert, wie gut das klappt. Klar, das Board kommt nicht wirklich ins gleiten, dafür ist die Shanty mit ihren 6 Knoten zu langsam. Aber sowohl Arved als auch Fabi schaffen es, indem sie Schlangenlinien hinter dem Schiff herfahren, genug Geschwindigkeit aufzubringen, um einigermaßen zu surfen. Wir anderen amüsieren und köstlich und ich bin ein bisschen neidisch, denn mich hat die Erkältung volle Kanne erwischt, deshalb bleibe ich heute an Bord.




Arved hat sich ein Paletten-Board gebaut. Paddeln ist zwar schwierig...

...aber hinter der Shanty her surfen geht!

Surferboy93...




Nach diesen Abenteuern geht es dann weiter, erst durch den Hamburgsund und dann durch den Sotekanal. Beides total enge Fahrwasser mit süßen Häuschen an den Rändern. Die Brücke im Sotekanal öffnet sich, nachdem Arved das Signal mit unserer kleinen Schiffströte gibt (oder vielleicht auch, weil die Brückenwärterin unser AIS-Signal gesehen hat), was alle an Bord begeistert. Am Abend laufen wir in Smögen ein. Der Hafen hier liegt mitten in der kleinen Stadt und ist ein Touri-Magnet, weshalb es unzählige Restaurants, Souvenir- und Klamottenläden direkt an der Pier gibt. Trotz allem ist es super süß und schick hier und wir genießen einen weiteren schönen Sonnenuntergang auf dem Schären.


An Bord wird hart gearbeitet!


Der Hamburgsund ist schön!

 So sind wir in den Hafen auf Smögen eingelaufen, zur Belustigung aller Gaffer am Rand. Immer noch werde ich häufg fasziniert angeschaut, als Frau am Steuer...

Sonnenuntergang auf Smögen. Mit unserem letzten Dithmarscher wird angestoßen!


Nun reicht es auch mal wieder mit gutem Wetter, morgens regnet es. Bei ordentlich Wind aus S motoren wir die meiste Strecke nach Gåsö, unserem heutigen Ziel. Arved hat sich diesen winzigen Hafen herausgesucht, weil er vielversprechend zum Kiten aussieht. Und er hat recht. Der Hafen an sich ist zwar total kabbelig und ungeschützt, aber wenn man über die kleine Landzunge rüber, über einen kleinen Pfad durch super süße Schwedenhäuschen hindurch, geht, eröffnet sich einem ein genialer Kitespot. Von allen Seiten durch niedrige Schären geschützt, deshalb ohne eine einzige Welle und konstanter Wind. Und eine Wiese zu auf- und abbauen. Leider geht es mir heute noch schlechter als gestern, deshalb eigne ich mich nur als Start- und Landehilfe, während Arved alleine Kiten muss. Ich bin neidisch! Nächstes Mal will ich auch.





Es ist Kite-Zeit (zumindest für Arved)



Zurück beim Schiff fahren wir noch eine knappe Seemeile weiter, nach Grundsund. Hier ist der Hafen um einiges besser gegen Südwind geschützt und wir verbringen eine ruhige Nacht.
Da es wieder schüttet als wir aufwachen, motoren wir heute mit gebauter Persenning weiter.Damit ich in den engen Fahrwassern einen besseren Überblick habe, bauen wir mit dem Deckschrubber eine Steuerrad-Verlängerung und ich setze mich, in Ölzeug eingepackt, hinten auf die Achterkajüter. Von hier aus kann ich über die Persenning rüber gucken und mit meiner Deckschrubber-Pinne steuern, während die Jungs im Trocknen sitzen. Was jetzt ein bisschen fies klingt war aber echt eine witzige Tour, mit guter Musik und vielen Kniffel-Spielen. Außerdem erreichen wir schon gegen frühen Nachmittag unser Ziel, Skärhamn. Der Hafen ist groß und der Gästehafen hat noch viele freiePlätze frei. Man merkt jetzt schon, dass die Hauptsaison vorbei ist!
 Auch dieser Abend wird würfelnd bestritten, Thees hat wieder unverschämtes Glück und gewinnt 99% der Spiele! Wie macht er das? Am Abend gibt es leckere selbstgemachte Burger und schwedisches Bier.


Kniffel und Bier - das muss auch mal sein!

Trotzdem sind wir am nächsten Tag einigermaßen fit und können auch endlich wieder segeln! Und zwar richtig abenteuerlich! Arved steuert und sicher durch enge Fahrwasser und Böen bis 25 Knoten, alle haben Spaß. Die zweite Hälfte steuert Thees, der mittlerweile ebenso sicher ist. Abends legen wir in Långedrag an, hier gibt es eine Sauna (deshalb haben wir den Hafen überhaupt ausgesucht) die wir genießen (auch wenn sie nicht besonders warm wird, zum Schwitzen reicht es). Es ist der letzte Tag für die Jungs, morgen Nachmittag nehmen sie die Fähre von Göteborg zurück nach Kiel.

 
Die Jungs steuern so schön, da können wir ordentlich Quatsch machen. Genua ausbäumen: kein Problem!



Als wir am nächsten Morgen nach einem Striptease von Fabian neben der einlaufenden Stena Line (er hatte eine Wette verloren… weiter als bis zum T-Shirt ist er zwar leider nicht gekommen aber die Leute auf der Fähre haben trotzdem applaudiert) in den Innenhafen von Göteborg einlaufen, macht Thees das Anlegemanöver ganz alleine! Abschlussprüfung bestanden würde ich sagen. Ich bin echt stolz auf die ganze Crew, alles klappt wie am Schnürchen und alle haben richtig viel gelernt.
Bevor die Fähre nach Kiel geentert wird, erkunden wir noch die Altstadt von Göteborg und verlieben uns allesamt in die Stadt. So süße Häuser und Gassen, viele junge Menschen und die Sonne scheint auch noch. Also im nächsten Leben werden wir auf jeden Fall Skandinavier.

Ein letztes Foto zu fünft! Mit Göteborg im Hintergrund :)


Anschließend verholen wir in den kleinen privaten Hafen neben dem Fähranleger, essen noch flott ein paar Nudeln mit Pesto und verabschieden uns dann von den drei Jungs. Es war schön mit euch!



Und wieder zu zweit!

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