Rørvik - Reine i Lofoten!


Schönes Wetter ist anders, aber wir haben es geschafft!!


 Der nächste Morgen läuft dann (mal wieder) komplett anders als erwartet: Aufstehen um 5:30, fertig machen, und dann: der Motor spring schon wieder nicht an.  Es darf nicht wahr sein. Wieder mal werden total frustriert alle Kontakte geprüft, Stromstärken und Widerstände gemessen. Ich wackele unmotiviert an verschiedenen Kabeln am Motorblock -  und plötzlich habe ich ein Kabel in der Hand! Es war direkt an der Klemme gebrochen, und zwar unter der Plastikhülle, sodass man es von außen nicht sah und nur ein beherztes Ziehen konnte die losen Enden aus der Plastikhülle ziehen, sodass man das Dilemma sah! Komplett überrascht, dass wir das Rätsel des Motors doch noch gelöst haben basteln wir uns eine neue Klemme und schließen das Kabel vernünftig an. Der Motor spring an wie eine 1! Kein Wackeln, kein Wackeln an irgendwelchen Anzeigen. Ich würde sagen, wir haben das Problem gelöst.
Etwas verspätet geht es also gegen 8:00 los. Zunächst bei schönstem Wetter, nur der Wind lässt länger auf sich warten als angesagt. Gegen Mittag sehen wir dann aber die Wind- (und Regen-)Front von hinten näherkommen und die letzten 15sm nach Brønnøysund fliegen wir nur so, mit 8kn Fahrt bei achterlichem Wind. Beim Anlegemanöver versage ich das erste Mal, wir werden durch den starken Wind so auf das Schiff neben uns gedrückt, dass nur unsere ausgebrachten Fender Schlimmeres verhindern. Ein kleiner Schmierfleck von unserer Scheuerleiste bleibt trotzdem auf dem weißen Rumpf der Schweden zurück, die das zum Glück nicht schlimm finden. Nochmal Schwein gehabt! 

Wenn ausnahmsweise mal die Sonne herauskommt, ist das Panorama noch hundert mal  schöner.

Der Sturm flaut am nächsten morgen langsam etwas ab, sodass wir es wagen, die nächste Etappe nach Nesna anzugehen. Kaum aus dem Hafen draußen merken wir, dass es doch noch ganz schön briesig ist und genügen uns mit der Genua. Trotzdem rasen wir raumschots gen Norden. Bis zu 30kn auf dem Windmess und mit teilweise 9kn Fahrt reiten wir die beachtlichen Wellen ab. Die ersten 20sm gehen über relativ offenes Gebiet, sodass die See hier ordentlich aufgebaut ist. Die ganze Zeit über regnet es in Strömen. Was für ein Ritt! Nachmittags laufen wir wieder in geschütztere Gewässer ein, der Wind briest trotzdem ordentlich weiter. Arved fängt uns mal wieder ein tolles Abendessen: Einmal Angel raus, wieder rein, und direkt 2 ordentliche Seelachse am Vorfach. So macht das doch Spaß! Um 19:00 laufen wir in den Hafen von Nesna ein, der Dauerregen ist Regenschauern gewichen. 
Am nächsten morgen pellen wir uns wieder in die 10 Schichten Kleidung hinein, der Tag ist genauso verregnet wie der vorherige und bei 9°C Außentemperatur fühlen wir uns mal wieder wie auf einer Polarexpedition. 


 
Für das Logbuch mal unser Outfit skizziert. Mittlerweile sind es noch ein Pulli und eine Hose mehr.


 
Passend, denn mittags ist es endlich soweit: 66°33‘55‘‘, der Polarkreis wird überquert! Da es Arveds erstes Mal ist, dass er so hoch im Norden ist, feiern wir eine kleine Polartaufe. Soll heißen, Arved springt ins knapp 10°C kalte Wasser! Ziemlich mutig! 



 Mir ist selbst ein meiner Polarexpeditionsklamotten am Steuer echt kalt. Danach gibt es für uns beide eine Ration Rum zum Aufwärmen. Abends machen wir auf Bolga halt, einer süßen Insel mit vielen Fischerhütten und einigen Sandstränden. Bei schönem Wetter bestimmt unglaublich hübsch, auch bei Regen ganz nett. Man kann ja nicht alles haben. Wir machen Glühwein und wärmen unsere Füße am Motorblock, der noch kuschelig warm ist.
Die Berge, die wir am nächsten Tag passieren, werden immer schroffer und steiler. Mal wieder ist die Landschaft atemberaubend schön. Teilweise Segelnd, teilweise unter Motor, kommen wir Bodø immer näher. 10 Seemeilen vor unserem Ziel, Arved steuert gerade, als ER dieses Mal die Rückenflossen entdeckt. Direkt vor uns taucht eine Schule Grindwale auf. Es sind bestimmt 30 bis 40 Tiere, teilweise beachtlicher Größe, die nur etwa 100m entfernt gemächlich Richtung Norden schwimmen. 


Zwei Wale direkt neben der Shanty!

Langsam segelnd, holen wir die Wale ein, sie schwimmen direkt um uns herum. Neben uns, direkt vor uns und sogar unter uns können wir Wale entdecken. Einer schwimmt direkt vor dem Bug, sodass ich von oben seine vernarbte graue Haut sehen kann. Wir sind beide ganz aus dem Häuschen, machen erst Fotos und genießen dann einfach nur den Anblick. Zweimal wenden wir, um länger bei der Gruppe zu bleiben, die nur mit knappen 2kn vorankommt. Etwa eine halbe Stunde sind wir ziemlich inmitten der Schule. So friedlich und so schön! 






Dann segeln wir den Grindwalen langsam davon, wir wollen nicht noch einmal durch die Gruppe wenden, da wir etwas Angst haben, dabei ausversehen einen der Wale zu rammen. Sie sollen nicht die hellsten sein. Was für ein Erlebnis. Glücklich laufen wir abends in Bodø ein. Dort treffen wir dann zufälligerweise noch andere Segler, die aus dem gleichen Hafen in Hamburg kommen wie wir. Da sie Bier dabei haben werden sie direkt unter unsere Kuchenbude eingeladen, es wird viel geschnackt und wir erzählen stolz von unseren Wal-Sichtungen.
Wir bleiben den nächsten Tag in der Stadt während die Vereinskollegen weiter in den Süden motoren, sie waren schon auf den Lofoten und sind auf dem Rückweg. Noch vor dem Frühstück setzen wir eine Idee in die Tat um, die Arved gestern hatte: Wir kaufen einen Heizlüfter! Da die Shanty keine Heizung hat und das gelegentliche Tee-Kochen nicht ausreicht, um das Schiff aufzuheizen, haben wir uns seit einer Woche immer direkt von der Bettdecke in unsere mehr-schichtige Kleidung gezwängt, da auch die Innentemperatur selten höher als 12°C war. Doch das hat nun ein Ende! Heute wird endlich mal wieder bei kuscheligen Temperaturen gefrühstückt, draußen regnet es, wir lesen und entspannen im gemütlichen Salon. Schön!! Abends gehen wir zu einem Sankt Hans Feuer in der Nähe. Es ist nämlich Mittsommer! Wer sich das immer so wie ich vorgestellt hat, mit vielen blonden Norwegern, die in Kleidern, mit Blumenkränzen im Haar und sich an den Händen fassend um ein Feuer herumtanzen, der liegt falsch. Es gibt ein Feuer, sogar ein beachtliches, aber bei 9°C und Dauerregen läuft der Rest hier in Bodø etwas anders ab. 


 
Sankt Hans Feiering :)



Viele Familien mit kleinen süßen Kindern, alle in dicke Regenklamotten eingepackt, drängen sich um das Feuer. Es wird Kaffee und Saft getrunken und Rømmegrøt gegessen. Arved probiert dieses traditionelle Gericht auch einmal. Es schmeckt sehr eigenartig, wie eine Mischung aus vergorenem Kuchenteig mit Quark.
Trotz allem ist es ein superschöner Abend, wir trinken Glühwein am Feuer, und als dieses kleiner wird und es immer noch in Strömen regnet gehen wir zurück zum Schiff, schalten die Heizung ein und freuen uns, dass wir es schon so weit geschafft haben. Morgen geht es weiter!
Und zwar schon früh, denn heute wollen wir die 50sm über das offene Meer zu den westlichen Ausläufern der Lofoten machen! Dafür haben wir Glück, der Wind steht günstig, und so können wir die Strecke zunächst bei vereinzelten Sonnenstrahlen, fast komplett segeln! Schon 30sm vor der Inselkette sieht man am Horizont die schneebedeckten Gipfel der Lofoten! Wir haben es bald geschafft!! Je näher wir kommen, desto mehr zieht es zu und als wir in den Hafen von Reine einlaufen, regnet es wieder. Trotzdem ist die Landschaft mit ihren steilen Felswänden, die direkt aus dem endlosen Meer aufragen, atemberaubend. Und der Geruch leider auch. Die Lofoten sind bekannt für ihren Dörrfisch und schon in der Hafeneinfahrt sehen (und riechen) wir die unzähligen Holzgestelle mit Fisch darauf.



Stockfisch, Stockfisch, Stockfisch. Wie Papa sagen würde: Es riecht wie eine Mülltonne von unten.

Als wir endlich einen Platz am kleinen Gäste-Anleger gefunden haben, genießen wir die Eindrücke. Berge, Wasser, und die süßesten Fischerhäuser, die man sich vorstellen kann. Wir haben es geschafft: Wir sind auf den Lofoten!!


Der wunderschöne Hafen von Reine




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