Unsere Chaoten werden ausgewechselt - Crewtausch (Hidra bis Nevlungshavn)





Das kann ja heiter werden... doch erstmal noch ein paar Tage mit der Radloff-Crew!


 Am nächsten Morgen geht es im Nieselregen weiter. Zum Glück nur wenige Seemeilen, denn wir wollen nach Borshavn, wo wir am Anfang unserer Tour auch schon zwei Nächte verbracht hatten. Die 8sm dorthin reichen aus, um einem Makrelenschwarm zu begegnen und nochmals 10 Fische aus dem Wasser zu ziehen. Unser Abendessen ist abermals gesichert, obwohl ein Teil der Crew langsam auch mal wieder Lust auf Spaghetti hätte. Oder Pfannkuchen!


Diese zwei beiden!

In Borshavn richten wir es uns gemütlich ein, denn die nächsten drei Tage zieht ein ordentliches Tief mit bis zu 7 Bft über uns hinweg, welches wir im geschützen Hafen abwettern wollen. Trotz wechselhaftem Wetter mit viel Regen ist es relativ warm, und Arved und ich nehmen das ein oder andere Bad im kleinen Hafen. Außerdem ist die warme Dusche hier umsonst, sodass man sich anschließend herrlich aufwärmen kann. Ein sehr guter Hafen für ein paar Schietwettertage. Am zweiten Tag klart es nachmittags auf und Arved und Ich können kiten gehen! Durch den riesigen Vorhafen gibt es einen großen Bereich ohne Welle, mit perfektem Flachwasser, und wir sind mehrere Stunden auf dem Wasser, mit immer höheren Sprüngen. Was für ein riesen Spaß! Wie cool ist es, dass man einfach seinen Kite aufpumpt und surfen geht, wenn es zu viel Wind zum Segeln ist?


Nach dem Kiten gibt es Spaß mit dem Neoprenanzug und dem Wasserschlauch. Rechts lädt sich Arved gerade auf


Den Rest der Zeit verdödeln wir, so richtig Urlaub halt. Doch vor allem ich selbst hab nach 3 Nächten ordentlich Hummeln im Po und so bin ich froh, als es endlich weiter geht. Wind aus NW, zunächst noch 2-3Bft laden geradezu zum Spinnakern ein, und bald fliegen wir quasi über die Wellen. Als es noch mehr auffrischt geht der Spi runter und zum Schluss machen wir nur mit Genua noch gute 6 Knoten Fahrt. Die Wellen, die von hinten anrauschen, werden immer größer und die Shanty zeigt, dass sie ganz gut im surfen ist. 9,5kn Fahrt als wir eine besonders steile Welle abreiten!! Sehr cooles Segeln, das haben wir gebraucht!



Wer steuert hier denn jetzt?


Bei dem Tempo sind wir 2h eher in Mandal, als geplant, sodass wir den Nachmittag nutzen, um ein bisschen über den Jahrmarkt zu schlendern der hier aufgebaut ist. Es ist wunderbares Wetter, die Sonne scheint, überall schreiende Kinder in Karussels und Fahrgeschäften, und wir gönnen uns eine Zuckerwatte. In der der Stadt findet gerade ein Kulturfestival statt, und der Hafen ist proppevoll. Überall ziemlich betrunkene Norweger auf ihren kleinen und großen Motor- und Segelyachten, die Stimmung ist fantastisch. Leider ist durch das Festival die gesamte Innenstadt abgesperrt und man kommt nur mit einem Eintrittsarmband hinein, sodass sich unsere Erkundungstour rasch dem Ende zu neigt. Alles dicht. Macht aber nichts, denn Mandal hat auch noch einen richtig schönen Strand, der nicht abgesperrt ist. Dort verbringen Maike und Tobi den Abend während Ich Essen mache und Arved fleißig an seiner Doktorarbeit sitzt. Abends scheinen die Lichter des Jahrmarkts übers Wasser, alles ist bunt und schön und friedlich.


Na wer nascht denn da?

Direkt von unserem Liegeplatz aus sehen wir die Lichter des Jahrmarkts


Das Morgenbad am nächsten Tag überrascht insofern, dass das Wasser in das wir springen, Süßwasser ist. Mandal liegt nämlich in einer Flussmündung, aber dass gar kein Salz zu schmecken ist, überrascht uns schon. Auch mal wieder angenehm! Außerdem wird Tobi mal eben in den Mast gezogen, denn wir sind uns bis jetzt noch nicht so sicher, wie hoch eigentlich der Mast der Shanty ist. Also geht Tobi mit einem Maßband ins Masttop, um diese Frage ein für alle Mal zu klären. 12,10m misst er, dazu kommt noch die Deckshöhe. Also sollte die 16m Brücke, die heute auf unserer Route liegt, eigentlich locker passen. Trotzdem ziehen wir Arved kurz vor der Brücke nochmal hoch und fahren ganz langsam hindurch, von unten sieht das einfach so knapp aus. Sehr zur Belustigung einiger Motorbootfahrer, die uns entgegen kommen, nimmt Arved oben die Peilung und beruhigt uns. Alles passt Dicke. Puh!


Arved hält Ausschau


Die Shanty von Oben




Anschließend stellt Arved einen Rekord im Groß setzen auf (leider haben wir die Zeit nicht gestoppt aber es war wirklich sehr schnell) und mit achterlichem Wind segeln wir durch die wunderschön sonnige Schärenlandschaft. Die Häuschen, die links und rechts stehen, sind allesamt total schnuckelig, und ab und an lugt ein kleiner weißer Sandstrand zwischen zwei Buchten hervor. Was für ein Segelrevier! Nicht ganz ohne, aufgrund des Stellenweise nur wenige Meter breiten Fahrwassers, aber da wir alle 2h den Steuermann wechseln, ist die Konzentration rund um die Uhr voll gegeben und wir genießen diesen Tag in vollen Zügen. Statt, wie eigentlich geplant, in Kristiansand einzulaufen, entscheiden wir spontan aufgrund des Winds und des Wetters, noch weiter bis nach Lillesand zu segeln. Zu perfekt sind die Bedingungen.
 
Also geht es noch 4h länger durch diese Traumhafte Schärenlandschaft, Arved badet zwischendurch ein bisschen und abends um 19:00 holen wir nach 40sm feinstem Segeln die Tücher runter und machen wenig später in Lillesand fest. Süße Stadt, süßer Hafen. Ich sage das vielleicht zu oft, aber es stimmt einfach!

Posieren kann er!

Der Wind schläft ein und die Lichter spiegeln sich auf dem Wasser


Trotzdem geht es am nächsten Morgen nach einem kleinen Einkauf weiter, nach Arendal. Hier soll es eine LPG-Gasstation geben, und diese Stationen (von denen es nur eine handvoll an der gesamten norwegischen Küste gibt) sind die einzigen, an denen man deutsche Propangas-Flaschen auffüllen kann. Wir waren sehr sparsam mit dem Gas und haben noch ein bisschen Reserve, damit wir aber entspannt bis nach Hamburg kommen ohne auf warmes Essen zu verzichten, wollen wir die leeren Flaschen hier auffüllen lassen. Der Wind hat leider gedreht und bläst nun voll gegenan, im geschützten Schärenfahrwasser kommen wir aber auch unter Motor gut voran.
Arendal liegt mit seinen zahllosen weißen Häuschen gut geschützt und auf mehrere größere Schären verteilt und ist wirklich wunderschön. Die Sonne scheint und alles ist so sauber und schick, dass es fast unecht wirkt. Außerdem liegen im Hafen viele Großsegler, da auch hier irgendein Festival im Gange ist, sodass die unwirklich Atmosphäre noch verstärkt wird. So schön!!


Enge Fahrwasser zwischen den bewachsenen Schären



Aber wir haben hier ja Business zu tun, also geht es kurz nach der Ankunft los. Arved und ich laden die beiden leeren Gasflaschen auf und laufen die die 2,5km bis zur Gas-Station. Blöd nur, dass die Öffnungszeiten im Internet leider falsch sind und das blöde Ding statt um 17:00 schon um 16:00 zu macht. Na toll. Da wir die Flaschen nicht zurückschleppen wollen, nur um sie morgen früh nochmal her zu tragen, verstecken wir sie hinter dem Haus, essen aus Frust ein Eis und machen uns auf den Rückweg. Die ganze Stadt ist voll mit Ständen und Pavillons, es scheint irgendein politisches Festival zu sein, und die Großsegler haben alle „Open ship“! Also erkunden Arved und ich noch die „Statsraad Lehmkuhl“, einen wunderschönen, riesigen Dreimaster, der über hundert Jahre alt ist. Allein das Steuerrad ist größer als der kleine Arved!

 

Neuer Kapitän

Zurück beim Schiff lassen wir den Abend mit „Bahama Mammas“ ausklingen. Unsere Alkoholvorräte sind nach 2,5 Monaten leider ziemlich erschöpft, nur noch Rum ist übrig und der schmeckt nicht pur.
Am nächsten Morgen cruisen Arved und ich mit unseren Longboards zum Gas-Heini. Am Anfang bin ich noch ein bisschen böse, weil wir gestern vor verschlossenen Türen standen, aber der Mann ist so freundlich und gut gelaunt, dass das schnell verfliegt. Hach, Norweger. Er hatte die Flaschen hinter seinem Haus schon gefunden und war sehr verwirrt, warum ihm jemand leere Gasflaschen hinters Haus stellt. In Nullkommanix sind die beiden Flaschen voll, preislich sogar günstiger als Deutschland, und wir laden sie auf unsere Longboards auf, um sie da drauf zurück zu transportieren. Dafür ernten wir viele belustigte Blicke, aber es ist einfach super praktisch! Vor allem auf dem letzten Kilometer, auf dem es nur Bergab geht. Wir setzen uns einfach auf die Boards direkt hinter die Gasflasche, und düsen, an erstaunten Fußgängern vorbei, den Berg hinunter (natürlich ganz vorsichtig und auch nicht zu schnell liebe Oma und liebe Mama). Was für eine Gaudi! In Windeseile sind wir zurück beim Schiff, wo der Rest der Crew schon ein leckeres Frühstück gezaubert hat. Ein guter Start in den Tag würde ich sagen!


So ein Häuschen will auch!


Anschließend geht es weiter, heute motoren wir nach Risør. Auch ein Tipp von dem Norweger, hier soll es einen süßen Badesee geben! Die kleine Stadt ist hübsch, der Hafen sehr zentral und schnuckelig, und Arved und ich machen uns auch sogleich auf zum Badesee. Sogar ein kleines Sprungbrett gibt es hier! Und das Wasser hat bestimmt 20°C. Endlich mal wieder ein bisschen Planschen. Wir haben sogar Taucherbrillen mit, aber als Arved gefährliche Flussbarsche entdeckt und der See so tief ist, dass man unter seinen Füßen nur schwarz sieht, entschließen wir uns schnell, einfach ohne zu schwimmen und nicht so oft nach unten zu schauen. Irgendwie sind mit Seen nicht geheuer, so schön es ist, mal wieder in Süßwasser zu schwimmen.



Juhuuu!


Zurück beim Schiff gibt es köstliche vegetarische Hot Dogs, ein perfekter Ausklang dieses Tages.
Die letzte Tour mit der Radloff-Crew folgt am nächsten Tag. 25sm sind es bis nach Langesund, und da der Wind wieder gedreht hat (er kommt jetzt aus W, und pustet mit 4-5Bft) segeln wir. Die achterlichen Wellen bringen die Shanty teilweise ganz schön ins schlingern, da die schären-Abdeckung hier fast weg ist, aber Maike und Tobi, die heute den größten Teil des Steuerns übernehmen haben das Schiff super im Griff. Wir pflügen durchs Wasser und kommen nachmittags in Langesund an. Da wir möglichst nahe am Fähranleger liegen wollen, legen wir uns nicht in den Gästehafen sondern in eine freie Box in den Vereinshafen. Dieser ist zwar nicht so schick, aber zum Gepäcktransport ist es so viel praktischer.



High five!

Am nächsten Morgen wird also viel gepackt, alles, was jetzt auf der Shanty vergessen wird, bleibt für den nächsten Monat hier. (Nur noch einen Monat sind wir unterwegs! Die Zeit vergeht so schnell!). Arved und Ich baden noch flott und dann, um 13:30, kommt die Fähre mit unserer Wechselcrew. Das Wiedersehen mit den Kielern ist richtig schön, trotz mega-Schietwetter heute. Außerdem bringen die Jungs Bier-Nachschub, was natürlich auch echt nett ist 😉. Maike, Jule und Tobi werden herzlich verabschiedet, es waren schöne zwei Wochen in dieser Crew-Zusammenstellung.



Ohne Worte...So schön ist Norwegen!


Die neue Crew kommt anschließend mit an Bord und natürlich gibt es direkt Nudeln mit Pesto, denn Fabian ist an Bord! Weil der Platz in diesem Hafen noch nicht so schön ist wollen wir trotz 6 Bft noch einen Hafen weiter fahren. Eine erste Härteprobe für die Jungs, von denen keiner so richtig Segelerfahrung hat.  Dank ordentlicher See und Wind ziemlich gegenan wird es eine ruppige und nasse Tour, zum Glück müssen wir nur 7sm zurücklegen. Das Adrenalin sorgt wohl dafür, dass keinem Crewmitglied schlecht wird und das erste Anlegemanöver in dieser Zusammenstellung klappt wunderbar. Wir sind in Nevlungshavn gelandet, einem kleinen, verschlafenen Städtchen kurz vor dem Oslo-Fjord. Bei unserem obligatorischen Erkundungs-Landgang entdecken wir leckere Äpfel und Pflaumen in einem Garten, von denen die Hälfte schon am Boden verrottet und wir nehmen es als Zeichen, dass die Früchte zur freien Verfügung stehen. Lecker! Nachdem wir uns auf den Schären einmal ordentlich durchpusten lassen haben, geht es zurück an Bord, wo wir gemütlich Abendessen und mit Bier auf die nächste Woche zusammen anstoßen.



Das Einzige der sechs Fotos auf dem niemand Mist macht!

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