Die ersten Tage dieses neuen Jahres waren ziemlich grau. Nicht nur weil es draußen in einer Tour nieselte, auch in meinem Kopf war Schietwetter angesagt. Woran lag es? Zu viele Entscheidungen, die noch nicht getroffen waren. Im Kopf herrscht Chaos, wenn man noch keinen Plan hat, in welche Richtung einen das Jahr trägt. Jedenfalls ist das bei mir so. Arved favorisierte eine Backpacker-Tour nach Südamerika, ich wollte lieber Segeln, am liebsten ganz weit weg und ganz lange.
Wer mich kennt, weiß wie ich für Norwegen schwärme. Seit meiner Kindheit habe ich mit der Familie unzählige Sommer in diesem Land verbracht. Zwar mit dem Wohnmobil, aber immer am Wasser. Der höchste bereiste Punkt war bisher Bodø, eine Stadt nördlich des Polarkreises, knapp südlich der Lofoten. Die Landschaft dort ist einfach wunderschön, die Mitternachtssonne unbeschreiblich.

Meine Schwester im Sommer 2017 am Tingvollfjorden, auf unserer Bullitour durch Mittelnorwegen. Ist das nicht Traumhaft?!
Auch wenn ich seitdem den Traum habe, auch die Lofoten zu bereisen, ist dieser letztes Jahr sehr viel konkreter geworden, als wir im Hafen von Hov (Dänemark) einen netten älteren Herren kennengelernt haben, der uns von seinen etlichen Lofoten-Touren vorschwärmte. Mit dem Schiff in den hohen Norden! Und schon hatte er mir einen Floh ins Ohr gesetzt. Irgendwann will ich das machen!! Er erzählte von Walen, von Felswänden, von einsamen Buchten, von einer Sonne die niemals untergeht, von unberührter Natur...während ich das hier schreibe habe ich so Lust, direkt los zu düsen!

Zurück zum 3. Januar.
Als unser Mitbewohner (ja der da unten, der auf dem Baum hockt) die aktuelle Yacht-Zeitschrift mitbringt und ich darin zu blättern beginne, bekomme ich so ein Kribbeln im Bauch, wie ich es lange nicht mehr gespürt habe. Bald habe ich mich festgelesen und bekomme immer mehr Lust, selbst wieder zu starten. Geschichten von einem Schietwetter-Törn über die Biskaya, eine Weltumsegelung, ich wäre überall sofort dabei. Eigentlich egal wohin. Hauptsache aufs Wasser!
Arved und unser Mitbewohner Henrik im Sommer 2017, irgendwo vor Grenaa
Als Arved dann irgendwann vom joggen wieder kommt, mich anschaut und meint, er hätte sich überlegt dass er den Backpacker-Plan erstmal auf Eis legen möchte und riesige Lust hat, mit mir zu den Lofoten zu segeln, strahle ich übers ganze Gesicht. Wenn das kein Zeichen ist weiß ich auch nicht. Irgendwie sind wir beide plötzlich sicher: wir wollen da hin. Wir wollen mehr als 1000sm immer Richtung Norden segeln. Wir wollen es versuchen, von Hamburg bis zu den Lofoten und zurück, diesen Sommer.
Dass bis dahin noch einiges getan werden muss ist uns beiden klar. Dass wir wenig Budget haben und schauen müssen, wie das Ganze finanziell machbar ist, auch. Trotzdem wollen wir es versuchen. Ich beginne die nächsten Tage viel zu lesen, Reiseberichte über Lofotentörns, andere Blogs von Vielseglern, und rufe nach und nach die erfahrenen Segler der Familie, Papa, Mama und schließlich Oma an und wage es, ihr von dem Plan zu erzählen. Natürlich weiß sie schon davon, in dieser Familie bleibt einfach nichts geheim. Alle sind sich einig (und dafür liebe ich meine Familie) - die Tour ist schwierig, wir brauchen auf jeden Fall einen Plan B falls die Großwetterlage zu schlecht aussieht, aber sie ist machbar, wenn wir ein bisschen Glück mit dem Wetter haben. Was will ich mehr?!
Was auch noch klar wird ist, dass wir sehr früh starten müssen wenn wir es bis zu den Lofoten schaffen wollen, spätestens Ende Mai. Da Arved im Sommer irgendwann zwischen Mitte Mai und Ende Juni mündliches Examen hat und die genauen Prüfungstermine dafür eigentlich erst im April veröffentlicht werden, ist erstmal unser dringendstes Problem welches geklärt werden muss, ob irgendwie zu beeinflussen ist, welchen Termin er zugeteilt bekommt. Morgen wird beim Prüfungsamt nachgefragt...


Wunderbar kitschiger Sonnenuntergang auf Laesoe

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