Borshavn nach Florø

Borshavn, Abendspaziergang, auf der Jagd nach Schafen (oder andersherum)


Schon wieder ist mehr als eine Woche vergangen, die Zeit fliegt! Uns geht es immer noch prächtig, wir sind mittlerweile in der Nähe von Molde, aber ich mache das mal besser chronologisch hier. Und da es so viel zu erzählen gibt auch in zwei Beiträgen, den Ersten gibt es jetzt.

Nachdem wir den Starkwind in Borshavn ausgesessen hatten sind wir am nächsten Tag wieder um 4:00Uhr früh los, weil wir den verschenkten Tag wieder gut machen wollten. Die Dünung war allerdings immer noch ziemlich stark und Arved ging es an diesem Tag gar nicht so gut. Wir schaukelten trotzdem bis 22:00 Uhr, mal mit Segeln, mal mit Motor (der übrigens wieder Probleme machte, und mal ansprang, mal aber auch nicht), bis nach Haugesund. 


Im Hafen von Haugesund stehen viele super süße, alte Holzhäuser, zum Teil unbenutzt.


Auf dem Weg sehen wir unzählige Helikopter über uns, die die vor der Küste im offenen Meer gelegenen Ölplattformen versorgen und wohl in Stavanger landen. Je näher wir der Fischerstadt kommen, desto mehr Schären sieht man, neben großen Versorgungsschiffen (auch für die Ölplattformen) und Fischtrawlern. Der Hafen von Haugesund liegt mitten in dieser süßen Fischerstadt und die Sanitäranlagen, die man benutzen darf befinden sich in einem ziemlich feinen nahe gelegenen Hotel. Wir wurden auf jeden Fall ordentlich angestarrt, wie wir da mit unserem Ölzeug reinmarschiert kamen!


Einlaufen nach Haugesund um 22:00. Das entschädigt für den 18h teilweise sehr ruppigen Tag auf dem Wasser.


Am nächsten Tag geht es weiter, wieder bei herrlichem Sonnenschein (wir haben echt Glück gehabt mit dem Wetter die ersten 2 Wochen). Der Motor spinnt leider immer mehr, nun fangen auch andere, mit dem Motor verknüpfte elektronische Anzeigen an, verrückt zu spielen. Im Hafen von Kleppholmen, in den wir am Abend einlaufen, beschließen wir, der Sache am nächsten Tag mal genau auf den Grund zu gehen. Mit so einem unzuverlässigen Motor ist das fahren durch die Schärenlandschaft etwas zu nervenaufreibend und außerdem gefährlich. So. Leichter gesagt als getan. Wir mussten feststellen, dass auf diesem Schiff irgendwie alles miteinander verkabelt ist. Arved versuchte stundenlang, die Schaltkreise hinter der Ruderlagen-Anzeige zu verstehen (denn diese bekam sehr viel Saft beim Umdrehen des Zündschlüssels, fast so, als würde es irgendwo einen Kurzschluss geben). Doch die Ruderlage hat zusätzlich einen Minuspol mit dem Temperaturmesser zusammen, doch wenn man den abmacht spielt die Temperaturanzeige verrückt und wenn man die Lampe von der Anzeige abklemmt geht gar nichts mehr und HÄ? Nach mehreren Stunden des Rätselns, Aufschraubens, Zuschraubens, Abklemmens… gaben wir fast auf. Wir waren uns fast sicher, dass es irgendwo einen Kurzschluss geben musste, wahrscheinlich zwischen zwei Minuskabeln. Aber warum dann die gesamte Elektronik. Wir vermuteten, dass es an der sogenannten Engine Control Unit in der Zündvorrichtung liegt, da da alle Kabel zusammen laufen. Verzweifelt wurde jetzt herumtelefoniert. Mit dem Motorschrauber aus Hamburg, der uns anbot, die entsprechenden Teile nach Norwegen zu schicken, sollten wir sie vor Ort nicht bekommen, dann mit mehreren Werkstätten in der Nähe (wir waren zum Glück in der Nähe von Bergen). Wenn sich unsere Vermutung bestätigen sollte, würde das ein teurer Spaß werden…

 Ich knüpfte Kontakt mit einem total netten Norweger aus einer Werkstatt in der Nähe, der sich das Schlamassel am nächsten Tag für umsonst einmal anschauen wollte, bevor er irgendwelche Teile besorgt. Er hat wohl unsere Verzweiflung gespürt (es war mittlerweile schon früher Abend und wir hatten beide wirklich keine Lust mehr auf den Scheiß). Plötzlich sprang der Motor noch einmal an! Wir beschlossen, zu dem Norweger in die Werkstatt zu motoren (die hatte auch einen eigenen Anleger), damit das Ganze zur Not direkt vor Ort repariert werden konnte. Am Steg angekommen begrüßte uns ein anderer netter Mitarbeiter der Werktstatt. Er fragte uns nach unserem Problem und wir erläuterten den nicht anspringenden  Motor und die spinnenden Instrumente. Er lachte, zuckte mit den Schultern und sagte „Haha, that’s strange“, und ging. Natoll. Nach einer Weile, Arved hatte wieder angefangen, Dinge am Motor abzuschrauben und wieder anzubringen, kam er wieder und fragte, ob wir wirklich alle Kontakte am Motor sorgfältig überprüft hatte. Wir dachten dass wir das hätten aber er bestand darauf, dass wir und die dicken Hauptstromkabel die direkt von der Batterie zum Motor führten noch einmal angucken sollten. Das rote zum Anlasser und das schwarze Minuskabel zum Motorblock. Er vermutete, dass es an genau diesem Minuskabel liegen könnte. Also schraubten wir diese (von denen wir ehrlich gesagt nicht einmal wussten dass es sie gab, irgendwie dachte ich, alles würde erstmal durch die Zündvorrichtung laufen) ab, schliffen die Kontakte etwas an, säuberten sie, ich isolierte das Minus-Kabel neu da dort viele kleine Kupferdrähte aus dem alten Isoliertape hinausschauten und wir schraubten alles wieder fest. Arved startete den Motor- und alles funktionierte!!! Sogar die Ruderlage hielt still, was sie seit Anfang des Jahres nicht mehr getan hatte. Das Problem lag aller Wahrscheinlichkeit an korrodierten Kontakten und einem schlecht abisolierten Minuskabel. Alles wieder heil und das Ganze für umsonst?! Der nette Norweger bekam auf jeden Fall als Dankeschön 2 Bier, für seinen Sohn, der dazu kam gab es ein Malzbier. Und wir waren vielleicht glücklich! Wir entschlossen uns kurzfristig, die letzten zwei Stunden nach Bergen zu motoren und dort die Nacht zu verbringen. Was für ein Tag!


Hach ist das schön!!


Nach der Nacht in Bergen (die regenreichste Stadt Europas zeigte uns nur Sonnenschein und angenehme 23°C) frischten wir noch unsere Vorräte auf und motorten dann weiter. Der Wind kam an diesem Tag und auch in den nächsten Tagen leider ziemlich genau aus Nord und in den Fjorden bedeutet das, dass er für uns immer genau gegen an weht. Es ist im Windschatten teilweise so warm, dass ich im Bikini steuere und Arved badet zwischendurch. Das ist Norwegen! Arved hängt die Angel raus und fängt leckeren Seelachs. Wir übernachten in Skjerjehamn, einem unglaublich süßen Hafen in den Außenschären. Hier gibt es nichts außer wenigen hübschen Holzhäusern und einem fast schon kitschig anmutendem Idyll aus Schären und Fjord. Und heiße Duschen gibt es umsonst! Die brauchen wir allerdings auch, nach unserem Morgenbad im 10°C kalten Fjordwasser.




Die nächste Station ist Florø. Dort treffen wir Arveds Eltern, die mit ihrem Wohnmobil den ersten Norwegenurlaub bestreiten! Nachdem wir von ihnen zu einem köstlichen Abendessen eingeladen wurden, nehmen wir sie und den kleinen Bilbo in seiner putzigen Hunde-Schwimmweste am nächsten Tag mit, um eine Runde zu segeln. Immer noch bei Nordwind, der eiskalt ins Cockpit bläst, kreuzen wir ein bisschen aus den Schären heraus und machen mittags an einer vorgelagerten Insel mit einem beeindruckenden fast 500m hohen Berg mitten im Wasser fest. Wir picknicken, erkunden die Gegend und lernen, dass es gar nicht so einfach ist, mit knapp 2m Tiefgang nahe genug an einen Felsen heranzufahren, um rüber zu springen. Zum Glück gibt es das Beiboot! Zurück geht es nachmittags vor dem Wind und durch die Schären. Eine 18m hohe Stromleitung mit „Lebensgefahr“ lässt uns ein bisschen den Atem anhalten, es sieht immer so knapp aus!! Die Herzogs bemerken, dass es auf dem Wasser um einige Grade kälter ist als an Land und sind glaube ich auch etwas froh, als wir sie später wieder im Hafen absetzen.


Dieses kleine Leuchtturmhaus nimmt den gesamten Felsen, auf dem es steht, ein!

Abends verabschieden wir uns schon wieder. Arveds Eltern wollen langsam weiter in den Süden, wir wollen weiter nach Norden. Wir ankern an diesem Abend in einer nahe gelegenen Bucht, mit Lagerfeuer und einem wohlverdienten Bier. Da auch Norwegen die letzten Wochen so gut wie keinen Regen gesehen hat ist es irre trocken und wir müssen immer wieder Teile des Feuers löschen, die sich selbstständig machen wollen. Ich kann ab jetzt auf jeden Fall nachvollziehen, wie so ein Flächenbrand auf die Schnelle entsteht. Da unsere Feuerstelle direkt am Wasser liegt haben wir zum Glück genug Flüssigkeit da um das Feuer klein zu halten. Spät löschen wir dieses und fallen völlig müde in die Koje.


Um 22:45, die Sonne geht unter


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