Lofoten bis Molde, und Gletscher!

Der Svartisen-Gletscher ist gewaltig!!



Nachdem wir Chris und Larissa verabschiedet haben, liegt ein längerer Trip vor uns: Zuerst ein zweistünder Zwischenhalt in Svolvær, wo wir unsere gesamte Wäsche waschen, auf dem Vorschiff aufhängen (sieht ziemlich witzig aus) und dann, über Nacht, wieder aufs Festland nach Bodø. Wir sehen eine unglaublich schöne Mitternachtssonne. Bis etwa 1:30 nähert sich die strahlend orange Sonne dem Horizont, nur um dann unverrichteter Dinge wieder aufzusteigen. Und in den Morgenstunden gibt es dann so dichten Nebel, dass ich zwischenzeitlich kaum die Mastspitze sehen kann. Wir sind mal wieder froh über das AIS, dass zum einen unsere Position an die Schiffe in der Umgebung sendet, zum anderen aber auch uns vorwarnt, sollte sich ein Schiff in einer Nebelbank vor uns befinden. 

Mitternachtssonne um 1:00 Uhr über den Lofoten

Um 8:00 sind wir in Bodø, frühstücken, und fahren direkt weiter, zum Svartisen-Gletscher. Auch heute scheint die Sonne und das wollen wir ausnutzen, auch wenn sich Segel und Motor abwechseln. Abends gegen 21:30Uhr kommen wir am Gletscher an, essen schnell etwas und entscheiden uns dann, die Rest-Sonne auszunutzen, um zum Eis zu wandern. Einen Schlafrhythmus haben wir sowieso nicht mehr und morgen soll das Wetter wieder schlecht sein. Direkt am kleinen Steg, an dem wir liegen und an dem tagsüber auch die Touri-Fähre hält leihen wir uns Fahrräder, die dort zur freien Verfügung stehen, radeln die 4km bis zumWanderweg und laufen dann die letzten 20min bis zu den Ausläufern des gigantischen Gletschers. Es ist so schön!!!



Die Gletscherzunge schiebt sich langsam Richtung Fjord. Vor hundert Jahren reichte das Eis bis ans Wasser!

:)


 Das Eis ist tiefblau, und die untergehende Sonne knallorange. Außerdem sind jetzt, gegen 23:30, keine anderen Touris mehr da, was den ganzen Ort noch magischer erscheinen lässt. Wir nehmen etwas Eis mit, kommen um etwa 00:30 wieder beim Schiff an und trinken dort Gin-Tonic, mit Gletschereis. Die Gletscherzunge glüht in der Sonne. Was ist das für 1 Life?



Gin mit Tonic und Gletschereis! Was für ein Abend


Am nächsten Tag dann wieder Regen. Wir wollen eigentlich zum Melfjord, machen aber nur eine kurze Strecke, denn das Wetter ist wirklich furchtbar. Naja.
Nun dreht der Wind für einen Tag auf nördliche Richtungen, und wir entschließen uns, nach einer 9-stündigen tollen Segeltour mit Spinnaker (ja, fast nonstop Spinnaker und das 9h lang, mit zwischen 5 und 8kn Speed!), noch die Nacht durchzusegeln. Um etwa 23:30 kommt die Sonne raus und es wird eine richtig entspannte Nacht-Tour. Am nächsten Morgen sind wir an Rørvik vorbei. Schon wieder so weit im Süden! Wir finden einen weißen Sandstrand, mitten zwischen den Schären, wo wir ankern, frühstücken, baden und entspannen. Wer hätte gedacht, dass Norwegen auch so aussehen kann? 


Hinter der linken Schäre liegt die Shanty, das Wetter ist unglaublich!



Am Abend sind 25kn angesagt, wieder auf Süd drehend, sodass wir nachmittags wieder an Bord gehen. Ich will gerade eine Tütensuppe heiß machen, als es völlig plötzlich auffrischt. Ich stecke meinen Kopf aus dem Niedergang, und plötzlich kommen die Schären näher! Wir liegen nur etwa 3m vor dem nächsten Felsen vor Anker, und der drehende Wind bläst uns mit 38kn direkt drauf, sodass wir keine Zeit zum Nachdenken haben. Sofort Motor an, und Vollgas rückwärts retten uns vor einem Zusammenstoß, der wahrscheinlich 2 Sekunden später passiert wäre. Als wir jetzt nach der Ursache suchen und ich den Anker heben will, merken wir, dass das Ankerseil gerissen ist!! Ich hätte sowas bis zu dem Zeitpunkt nichtmal für möglich gehalten. Bei 38kn auf dem Windmess ist an eine Bergung des Ankers heute nicht zu denken und so motoren wir gegen immer größer werdende Wellen bei dem plötzlich unpassend erscheinendem, immer noch strahlenden Sonnenschein nach Rørvik, um dort die Nacht zu verbringen.
Am nächsten Morgen steht die Bergung an. Arved erklärt sich bereit, nach dem Anker zu Tauchen. Zum Glück ist die Stelle nicht tief, etwa 4m bei Niedrigwasser. Da wir den genauen Ort gestern aber nicht mehr markieren konnten, sucht Arved trotzdem fast 20min lang im 12°C kalten Wasser. Zwar mit Neoprenanzug, es ist trotzdem nicht angenehm, denn auch der Wind bläst wieder mit über 20kn. Mit vereinten Kräften schaffen wir es trotzdem, den Anker an Bord zu hieven, und Arved, am ganzen Körper bibbernd, bekommt erstmal einen Grog. Geschafft! 


Da ist noc alles gut und ich rudere uns zum Strand..


Nun geht es weiter Richtung Süden. Das Wetter ist wieder schlecht, der Wind kommt von vorne, und es wird ein Motor-Tag, durch die Schären um die Wellen erträglicher zu machen, bis nach Bessaker. Am nächsten Tag klart es wieder etwas auf und wir machen einen Zwischenstop bei der Harbak-Höhle, einer der größten Höhle Norwegens. Der Eingang ist 40m hoch und gewaltig, außerdem hat man einen tollen Blick über die Bucht und die ankernde Shanty. Arved spielt Fangen mit den Wassertropfen, die von der Decke fallen und wir erkunden die 140m lange Höhle. Anschließend geht es weiter nach Stocksund, wo wir Flammkuchen in der Pfanne machen. Geht bei kleiner Flamme erstaunlich gut und ist nach echt viel Fisch und/oder Nudeln in den letzten Wochen eine leckere Abwechslung. 

Da unten ankert die kleine Shanty!


Nächster Tag, gleiches Spiel: kaum Wind, dafür Regen. Wir motoren den ganzen Tag mit gebauter Persenning und machen es uns mit heißem Tee gemütlich. Wir müssen uns leider etwas beeilen, denn Jule, meine kleine Schwester, fliegt in 3 Tagen nach Molde, wo wir sie abholen. Und nach Molde ist es eben noch ein kleines Stück. Aber eingekuschelt in Decken unter der Persenning lässt es sich auch an einem solchen Tag aushalten, und abends finden wir dann sogar die ersten reifen Blaubeeren dieses Jahr! Jetzt geht der Sommer richtig los.
Das merken wir auch am nächstem Abend, da treffen wir nämlich Carola und Axel, die Eltern von Helen, in Kristiansund! Wir hatten uns vorher über SMS verständig wo wir uns denn momentan rumtreiben würden, und ganz spontan hatte es mit einem Treffen geklappt! Wir laden die beiden auf die Shanty ein und machen eine wunderschöne Sonnenuntergangs-Segeltour bei herrlich milden Temperaturen. Arved kocht Nudeln mit leckerer Soße und mit achterlichem Wind um Kristiansund herumsegelnd essen wir diese unterwegs. Als wäre das nicht schon genug für einen tollen Abend hängt Arved kurz vor dem Hafen nochmal die Angel aus, und fängt prompt einen kapitalen Dorsch. Alle vier kommen wir kaum aus dem Staunen raus, keine 5 Minuten war die Angel im Wasser! Wir lassen den Abend bei Bier und Wein entspannt ausklingen, während Arved den Dorsch unter den neugierigen Blicken von Carola und Axel fein säuberlich filetiert und verabschieden uns dann von den Beiden. Morgen wollen wir früh weiter! 

Das'n Dorsch! Arved muss sich richtig anstrengen um ihn schön hochzuheben ;)


Und zwar bei gutem Wind, mit Spinnaker! Endlich mal wieder, ein toller Segeltag. Wir düsen bis Elnesvagen, kurz vor Molde, um am nächsten Morgen zur Trollkyrkja zu wandern. Der Anfang des Wanderwegs ist etwa 8km vom Hafen entfernt, und da unsere kläglichen Versuche zu trampen nicht funktionieren (obwohl ich ein wirklich schönes Schild gemalt hatte), fahren wir die ganze Strecke mit den Longboards. Schon etwas verschwitzt bei 28°C und Sonne beginnen wir also die Wanderung. Zum Glück führt der zum Teil recht steile Weg an einem Fluss entlang, sodass wir das ein oder andere Mal ins Wasser hüpfen können. Die Trollkyrkja selbst ist eine Gruppe von 3 Höhlen, welche im Laufe der Jahrtausende von Wasserläufen durchs Gestein gegraben wurden. In die erste Höhle mündet ein Wasserfall, der aus der zweiten Höhle, etwa 15m darüber herunterfällt. Die Wände sind aus ausgewaschenem Mamor und Kalk, und dadurch richtig weiß. Ein total schönes Schauspiel, dass noch fantastischer wird, als Arved in genau diesem Wasserfall ein Bad nimmt. Allerdings nur ein sehr kurzes und mit viel Geschrei, denn es ist unglaublich kalt. 

Die Trollkirkya, ein magischer Ort!
Der Ausblick ins Tal vor einer der drei Höhlen.


Wir erkunden noch die anderen Höhlen, von denen eine nur aus flachen, ziemlich langen Gängen besteht, durch die man krabbeln muss und in der Fäden gespannt sind, dass man den Weg nach draußen auch finden kann, und machen uns dann auf den Rückweg. Unten angekommen sind wir ziemlich kaputt und haben überhaupt keine Lust, die hügelige Strecke zurück mit den Longboards zu fahren. Arved erbarmt sich und fragt ein Pärchen, dass uns auf dem Weg hinunter überholt hatte, ob es uns ein Stück mitnehmen könnte. Ich habe selten soviel Widerwille bei einer Person gesehen, aber die beiden waren aus Russland und konnten leider zu wenig Englisch, um und höflich abzuweisen, sodass sie uns doch die ersten 3km bis zur Kreuzung mitnehmen mussten. Von dort aus dauert es nichtmal 5 Minuten und  wir werden von einer total lieben norwegischen Mama mit ihrer Tochter den restlichen Weg mitgenommen. Geht doch!
Wir fahren die letzten Meilen bis nach Molde und ankern dort quasi direkt am Flughafen. Um 23:25 fliegt ein Flugzeug nur wenige Meter über unserem Mast vorbei und zwei Minuten später schreibt mir Jule bei Whatsapp „Ich habe die Shanty vom Flugzeug aus gesehen!!“. Arved und ich holen sie vom Flughafen ab, und wir stoßen mit einem leckeren Dithmarscher darauf an, dass Jule, gerade durch mit dem Abi, uns ab jetzt für einen Monat begleitet!


Die "Little Shanty" ist voll beladen, Jule ist an Bord!!



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