Lofoten!!!



Hinter den Kulissen in Henningsvaer ;)


 Die nächsten Tage Lofoten sind etwas verregnet. Den ersten Tag nieselt es ununterbrochen, von morgens bis abends. Wir verbringen den Vormittag in der Shanty, nachmittags packen wir uns einfach in unser Ölzeug ein und spazieren etwas herum, grobes Ziel ist das Fischerdörfchen Å. Arved findet das Spazieren gehen gar nicht toll, ihm war nach etwa 5 Minuten an der Straße entlang gehen langweilig und er war etwas maulig. Zwischen Reine und Å haben wir dann einen Wanderweg um einen kleinen See gefunden und sind dann doch noch weiter, einem Wasserfall folgend. Das war schon eher nach unserem Geschmack, steile matschige Pfade, einfach den Berg hinauf. Arved meinte, dass das sogar ihm Spaß machen könnte. Trotz Niesel ist der Fluss/Wasserfall/See richtig schön. Bald holen uns dickere Regenwolken ein und wir machen uns wieder an den Abstieg. Arveds Knie macht etwas Probleme, mal schauen ob wir noch weitere Wanderungen machen können. Am Abend kommt Wind, der zwei Tage bleiben soll. Wir wollen das Ganze in Reine aussitzen und sichern nochmal alle Leinen. Trotzdem wird die Nacht ungemütlich, wir werden bei jeder Böe voll gegen den Ponton gedrückt und bei bis zu 38kn hat das Schiff außerdem ordentlich Schräglage. Der Hafen ist leider zu klein um etwas an der Lage oder Vertäuung zu ändern, also können wir nur warten. Gegen 4:00Uhr schlafen wir ein, zum Glück wird es ja gar nicht mehr dunkel und wir können alle naslang rausgucken und nachschauen, ob noch alles sitzt. Am nächsten Tag wiederholt sich das Bild, Regen. Die Berge sind immer noch nicht sichtbar, wir haben die Spitzen noch gar nicht zu Gesicht bekommen. Gegen Abend haben wir jedoch Glück, es lockert etwas auf. Wir machen uns auf den Weg, Klopapier zu kaufen und entscheiden uns auf halbem Weg, doch links abzubiegen, um auf den Reinebringen zu steigen. Knapp 500m hoch soll man einen super Blick auf die Umgebung haben, und das Wetter sieht so aus, als könnte es sogar ein paar Sonnenstrahlen geben!

Gandalf erfindet den Selfie-Stick



Der Weg ist unglaublich rutschig, aufgeweicht vom Dauerregen der letzten Tage. Die Schuhe sind nach wenigen Minuten durch, aber jetzt wollen wir erst recht hoch. Je höher wir kommen, desto stärker werden die Windböen und der letzte Teil ist so steil, dass man aufpassen muss, dass nachkommende Wanderer nicht von Steinen getroffen werden, die man ausversehen lostritt. Wir gehen langsam und vorsichtig, und ohne Zwischenfälle schaffen wir es auf den Gipfel. Und die Aussicht ist wirklich unglaublich. Die Shanty, winzig klein unter uns, Reine, an die Flanke des Berges gedrückt, die Lofoten, die dahinter steil aufragen. Die nassen Füße haben sich gelohnt. 


Die Shanty ist nur noch ein kleiner Punkt im Hafen!


Die Windböen werden stärker und nach ein paar Fotos geht es dann wieder runter, das selbe Spiel nochmal, wieder langsam und vorsichtig. Viele Wanderer kommen uns entgegen, alle wollen sie die Regenpause ausnutzen, kaum einer scheint über 30. Es ist wohl allgemein bekannt, dass der Aufstieg alles andere als entspannt ist, und es scheinen nur jüngere Leute Lust haben, sich komplett einzumatschen. Die Norweger haben letztes Jahr begonnen, einen befestigten Pfad zu bauen, aber dieser erstreckt sich erst über etwa 100m.
Unten angekommen treffen wir eine Familie, mit etwa 3 Fotoapparaten pro Person bepackt, Sandalen und Freizeitschuhe an den Füßen und nichtmal Regenklamotten an, die uns nach dem Aufstiegt fragt. Auch wenn wir ihnen vom Aufstieg abraten, glaube ich, dass sie es wagen wollten. Ich würde zu gern wissen, wie weit sie es geschafft haben, und wie schmutzig sie danach waren.
Der Supermarkt, indem wir Toilettenpapier kaufen wollten, hat nun leider schon zu, und wir laufen stattdessen zurück zum Schiff. Diese Nacht stürmt es noch mehr, bis zu 45kn werden angezeigt, und wider Erwarten gewöhnt man sich auch nicht an das Pfeifen und die Schräglage. 


Die Windböe, die aufs Schiff zurast ist deutlich an der fliegenden Gischt zu erkennen


Also wieder eine ungemütliche Nacht mit wenig Schlaf, bis es in den Morgenstunden endlich abflaut.
Nun können wir weiter, wir wollen nach Henningsvær, etwa 25sm. Die Wellen sind super ungemütlich (kein Wunder nach dem Sturm), sodass wir froh sind, als wir in den ruhigen Hafen einlaufen. Das Fischerdorf liegt etwas vorgelagert, in ein paar Schären, und ist (wie ungefähr alles hier) super schön. Nach dem Anlegen treffen wir unsere Bootsnachbarn, überraschenderweise nur so 5 Jahre älter als wir. Sie laden uns auf eine heiße Dusche in ihrer 39ft Yacht ein! Wir nehmen dankend an, denn die Häfen sind soweit im Norden nicht auf Gastlieger ausgebaut, es gibt meistens weder Dusche noch WC und, wie auch hier in Henningsvær, nur einen einzigen kleinen Gästesteg.
Die Dusche ist wunderbar heiß, und danach sitzen wir noch lange mit den beiden im Salon ihrer "Kauana" und schnacken. Larissa und Chris kommen aus Brasilien, haben sich das Schiff vor zwei Jahren in Finnland gekauft, ausgebaut, und sind nun den zweiten Sommer in Nordeuropa unterwegs. Die Winter verbringen sie in Brasilien. Super coole Leute, sodass wir uns entschieden, doch morgen hier zu bleiben und den Tag gemeinsam zu verbringen.


Die Shanty und die Kauana teilen sich einen Steg. Danke an Chris für das tolle Foto!
Beim Aufwachen eine Überraschung: Sonne! Wir können es kaum glauben und beschließen direkt, den Berg in der Nähe, mit einem See zum Erfrischen auf halber Strecke, zu besteigen. Eine unglaublich tolle, nicht matschige Wanderung, mit vielen Film – und Fotostops und grandiosen Aussichten. Was haben wir ein Glück!!  Chris macht coole Aufnahmen mit seiner Drohne, wir baden im schmerzhaft kalten See und das beste geschieht auf der Bergspitze. In 550m, direkt neben dem Gipfelkreuz, finden wir ein Weizenbier! Da kein Mensch in Sicht ist, dem es gehören könnte, nehmen wir es als glückliche Fügung und genießen es zu viert, mit dem besten Ausblick, den man sich vorstellen kann. Zum Austausch lassen wir eine Banane für die nächsten Gipfelbesteiger da.


Gipfelbier aus Holland!


Am nächsten Tag soll es eigentlich ganz schön sein, leider setzt sich allerdings der Regen fort, sodass wir bei wolkenverhangenem Himmel, zusammen mit den Brasilianern auf ihrer „Kauana“, richtung Trollfjord düsen. Dieser Fjord ist bekannt durch seine Enge, er misst an seiner schmalsten Stelle nur knapp über 50m. Da er trotzdem (wie ungefähr alles hier) super tief ist, wagen sich die Kreuzfahrtschiffe in diesen Fjord, und drehen an seinem Ende, was ein beeindruckendes Schauspiel ist. Die Passiergiere können fast die beiden Felswände berühren, die neben dem Fjord in die Höhe ragen. Als wir ankommen liegen die Spitzen der Berge in den Wolken, trotzdem ist es toll. Fest am einzigen Steg (Platz für 2 Schiffe), im Päckchen mit der Kauana, sehe ich nah am Steg einen riesigen Taschenkrebs! Chris will ihn für unser Abendessen verwenden und so zeige ich den anderen, wie man Krebse mit einer Wäscheklammer und einer zertretenen Miesmuschel fängt. Alle sind Feuer und Flamme und zu viert liegen wir bäuchlings auf dem regennassen Steg.


Feuer und Flamme beim Krebse angeln

 Leider sind diese großen Krebse schlauer als gedacht und unser Exemplar lässt immer kurz vor der Wasseroberfläche los. Nach 2h geben wir auf, dann gibt es eben „nur“ den am Nachmittag gefangenen Fisch. Auch lecker 😉
Am nächsten Tag ist es trocken, auch wenn die Wolken die hohen Berge immer noch verdecken. Wir machen Lagerfeuer am nahen Strand, und Chris lässt seine Drohne fliegen. Da passiert das Unglück: Er filmt gerade die Schiffe und entfernt sich dabei rückwärts immer weiter quasi ein „Zoom Out“. Da die Drohne jedoch hinten keine Augen hat und der Fjord ja relativ schmal ist, knallt er in etwa 220m Höhe wenig später voll gegen die Felswand auf der anderen Fjordseite. Die Drohne gibt kein Signal mehr! Schnell machen wir uns auf, zu einer Rettungsmission. Arved, Chris und ich, bepackt mit Kletterausrüstung (von Chris) und einem Funkgerät, sodass wir mit Larissa in Kontakt bleiben können, die unten auf uns wartet. 



Die Shanty auf dem Weg zum Trollfjord, dem Regenbogen entgegen


Es führt kein Weg auf das Plateau, auf dem wir die Drohne anhand ihrer letzten gesendeten GPS-Position vermuten. So bahnen wir uns einen Weg querfeldein, einem Canyon in der Bergflanke folgend, immer höher. Zunächst kommen wir gut voran, doch es wird immer steiler. Die letzten 50 Höhenmeter krabbeln wir auf allen Vieren hintereinander her, das Gestein ist brüchig und rutschig. Unter keinen Umsänden können wir hier auch wieder runter, da müssen wir uns auf jeden Fall einen anderen Weg suchen. Doch umkehren wir auch langsam schwierig. Kurz vor dem Plateau, etwa 1,5m sind noch zu schaffen, geht es plötzlich nicht weiter. Wir alle versuchen es, doch da die Steine an dieser Stelle auch noch mit Moos bewachsen sind, und man deshalb überhaupt nicht mehr weiß wo man sich festhalten kann, scheint die Situation auswegslos. Wir überlegen, uns mit Chris‘ Seilen aneinander zu binden und langsam den Abstieg zu wagen. Doch Arved wagt einen anderen Versuch. Etwa 1m über seinem Kopf baumelt ein Drahtseil, welches wohl zum nahen Wasser-Elektrizitätswerk gehört. Wir binden einen Stein an das Ende des Kletterseils und Arved schafft es beim dritten Versuch, den Stein über das Drahtseil zu werfen. Es scheint, als wäre das Drahtseil an beiden Enden des Canyons fest zu sein und so kann sich Arved die letzten 2m über die steile Stelle ziehen. Er ist oben! Am gesicherten Seil kommen auch Chris und Ich nach. Puh, geschafft! Die nächsten 2h verbringen wir damit, jede Ecke des Plateaus nach der Drohne abzusuchen. Vergeblich. Traurig, vor allem wegen der tollen Aufnahmen, die noch auf der SD Karte waren, geben wir auf. Nun der Abstieg. Die Jungs vom Wasserkraftwerk hatten, als wir sie unten am Berg getroffen haben, etwas von einer Treppe durch den Berg gesagt. Diese war schnell gefunden: Ein dunkles Loch, fast senkrecht in den Berg hinein, eine Leiter führt hinunter in die Schwärze. Puh! Da jedoch alles besser ist als die Rutschpiste, auf der wir hochgekommen sind, und außerdem neue Kletterutensilien und Karabiner darauf schließen lasse, dass diese Leiter tatsächlich noch benutzt wird, wagen wir den Abstieg. Aneinandergebunden, in sicherem Abstand (Chris hat einige Jahre auf Ölplattformen gearbeitet und war dort für die Sicherung und Außenarbeiten zuständig und kennt sich daher sehr gut mit allem aus, was dem Klettern ähnlich ist), steigen wir langsam die Leiter hinunter. Das einzige Licht ist die Taschenlampe. Etwa 140m geht es einfach nur runter. Etwas eintönig, aber super spannend. Wir kommen bei der Zwischenstation, etwa 70m über dem Fjord an, wo ein weiteres Loch im Boden anzeigt, dass es noch eine weitere Leiter bis nach unten gibt. Wir entschließen uns aber, den Weg zu nehmen, den wir hochgekommen sind, denn hier ist es nicht mehr so steil. Unten angekommen, mit etwas wackligen Beinen, treffen wir auf Larissa, die die ganzen 4h auf uns gewartet hat. 

 
Da lebte die Drohne noch... wir vier in Henningsvaer

Zum Glück wusste sie durch das Funkgerät immer, dass es uns gut ging! Nach einer heißen Dusche und einem leckeren, von ihr zubereitetem Abendbrot fallen wir ins Bett.
Am nächsten Tag wollen wir weiter, doch beim Aufstehen scheint die Sonne! Es ist keine Einzige Wolke am Himmel. Wir verschieben die Abreise auf den Nachmittag, und ich wandere mit Arved zum Trollfjordvatnet. Falls einer von euch jemals bei schönem Wetter am Trollfjord ist, wandert dahin! Es ist so wunderschön, der Weg führt direkt einen Wasserfall entlang, wir baden, und laufen, nur in kurzer Hose und T-Shirt, bis zum See, auf dem noch einige Eisschollen schwimmen. Was für ein Anblick!!

Ein fast unwirklich schöner See, mit eiskaltem Badewasser

Unter dem Wasserfall sind wir durchgetaucht!
  
Am Nachmittag verabschieden wir uns dann herzlich von Larissa und Chris, die weiter nach Norden, bis nach Svalbard wollen (wir sind ganz schön neidisch), und fahren los.
Übrigens: Chris und Larissa haben einen ziemlich coolen Youtube-Kanal, falls ihr die Reise der Beiden weiter verfolgen wollt: https://www.youtube.com/channel/UCDNRiV3md2lA6y4ue5QUU9w

Die Shanty erscheint winzig zwischen den steilen Felswänden des Trollfjords

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