Aus drei mach fünf! Von Utsira nach Hidra

Dieser Kiterboy darf endlich wieder aufs Bord!

Da sind wir noch zu dritt!
 
Von Utsira geht es am nächsten morgen weiter, nach Karmøy. Diese größere Insel liegt etwa bei Haugesund vor der Küste und ist nur 8sm von Utsira entfernt. Diese 8sm düsen wir nur unter Genua, am Wind mit 6 Knoten fahrt! Es ist so warm, dass wir jeden Spritzer willkommen heißen. Und kaum dass wir in Åkrehamn festgemacht haben, geht es auch schon an den Strand. Dieser ist wunderschön: Weißer Sand, türkises Wasser. Fast wie in der Südsee! Dazu ist es unglaublich voll, man fühlt sich wie ein Touri am Mittelmeer. Und das alles in Norwegen. Wir finden ein Plätzchen in einer mit Felsen abgetrennten Bucht, in der es sehr viel leerer ist und genießen den Tag mit baden, lesen und sonnen. Arved ist ein bisschen traurig, denn zum Kiten eignet sich dieser Spot nicht. Es ist viel zu voll und zu felsig, dazu kommt der Wind genau auflandig. Naja, es soll noch ein paar Tage windig bleiben. Gegen Abend ziehen wir wieder zur Shanty, dort geht das Baden weiter bis wir abends noch die restlichen selbst gemachten Fischfrikadellen essen (Arved hatte mal wieder 4 Pollacks auf einmal herausgeholt) und in die Kojen fallen.




Der Hauptstrand ist komplett voll!

Nach Sonnenuntergang gehen die Lichter an

Am nächsten Tag beschließen wir, einen Hafen weiter zu fahren, in der Hoffnung dort kiten zu können. Der Wind briest immer noch mit 6 Bft aus S und wir motoren deshalb die paar Seemeilen bis nach Sandve. Hier ist der Hafen sehr klein und es gibt keine Gastliegeplätze, aber wir fragen nett und dürfen uns direkt an die Mole legen. Zu Arveds großer Freude schwimmt nur etwa 20m neben dem Schiff ein aufblasbares Trampolin, welches auch direkt ausprobiert wird denn es ist wieder total warm. Am Abend füllen wir das Beiboot mit Wasser, machen eine Flasche Prosecco auf und trinken diesen in unserem kleinen Dinghi-Planschbecken, während wir uns durchs Hafenbecken treiben lassen und den Norwegischen Kindern zuschauen, wie sie akrbobatische Sprünge von an der Pier parkenden Autos ins Wasser machen. 



Unser Dinghi-Planschbecken! Und eigentlich sind wir gar nicht so blass!



Aber das beste kommt noch. Nur 10 Minuten entfernt liegt ein weiterer Sandstrand. Dieser ist viel breiter und fast komplett leer, sodass wir endlich mal wieder unsere Schirme auspacken können. Arved ist der Meinung, es wäre sogar warm genug um ohne Neo zu Kiten (auch wenn er danach etwas bibbert). Es ist zwar böig, aber super schön! Zwischendurch genießen wir die Brandung am Strand und versuchen die ordentlichen Wellen auf dem Bauch abzusurfen. Funktioniert auch gar nicht so schlecht! Jule verbringt einen entspannten Strandtag, denn besonders Anfängerfreundlich zum Kiten lernen ist der Spot leider nicht. 

So schön kitet man nicht alle Tage!

Ein bisschen posen muss sein, schließlich ist er Kiterboy92



Unser nächster Stop ist Skudeneshamn, wo wir von einem netten Norweger viele Tipps zu Häfen und Ankerplätzen in und um Stavanger bekommen. Super praktisch, denn in zwei Tagen kommen Maike und Tobi an Bord, und wir wollen denen ja auch ein bisschen was bieten können!
Die Nacht vor ihrer Ankunft verbringen wir auf der total schnuckeligen Insel Lindøy. Auch eine Empfehlung des Norwegers, er hat uns erzählt dass es früher auf der Insel ein Internat gab, in das schlimme ungezogene Jungs geschickt wurden, womit allen anderen Jungs dann immer gedroht wurde, wenn sie irgendeinen Unfug angestellt hatten. Heute ist das Ganze eine Landschulheim und richtig hübsch. Allerdings ist die Insel auch so klein, dass wir sie in einer Stunde umrundet haben, sodass wir den Rest des Tages baden und die Angel baden. Leider erfolglos, die Fische wollen sich nicht fangen lassen.


Der kleine Hafen von Lindoy ist voll mit Motoryachten (die Leute waren trotzdem alle sehr nett)

Da paddeln die beiden los auf ihre Angeltour


Und dann ist es so weit: Maike und Tobi kommen für die nächsten zwei Wochen an Bord, sodass wir jetzt zu fünft sind! In Jåttåvågen nehmen wir die beiden an Bord, dieser Hafen in einem Vorort von Stavanger ist gut vom Flughafen aus mit dem Bus zu erreichen. Zum Einstand essen wir eine leckere Kürbissuppe, die Jule für uns alle gekocht hat, restlos auf. Faszinierend, wie viel eine fünfköpfige Crew essen kann, vor allem wenn zwei Männer dabei sind, die gefühlt das zweifache ihres eigenen Gewichts essen können. 


Die beiden Chaoten!

Außerdem kauft  Arved uns hier einen neuen Spinnakerbaum, denn von unserem Alten ist der Endbeschlag gebrochen. Zunächst versuchen wir, nur diesen zu ersetzen, jedoch ist die Lieferung schwierig und würde fast genausoviel kosten wie ein komplett neuer Baum. Dieser ist vielleicht etwa klein für die Shanty (im Internet steht bis 29 Fuß), aber es ist der Einzige vorrätige, und der Verkäufer ist guter Dinge, dass das passt. Zur Not schenken wir ihn Papa für die Jollen.


Hurra, die Maike ist da!


So, mit frischen Vorräten geht es am nächsten Tag weiter, in den Lysefjord. Leider hat uns das gute Wetter verlassen, im Wetterbericht ist nur Regen und nochmal Regen vorausgesagt. Also geht es im Nieselregen in diesen atemberaubenden Fjord. Links und rechts Felswände, knapp 1000m senkrecht in die Höhe. Den berühmten Preikestolen können wir leider nicht sehen, denn die Wolken hängen zu tief. Dafür aber unzählige große Wasserfälle und sogar ein paar Ziegen! Die scheinen die Touri-Boote gewöhnt zu sein, denn als wir näher kommen laufen sie zum Ufer. Bestimmt erwarten sie, gefüttert zu werden, doch sie geben sich auch mit ein paar Kuschel-Einheiten von Jule zufrieden. Der Berg fällt hier so steil ab, dass ich mit dem Bug bis an den Felsen fahren kann, sodass Jule die Ziegen vom Bugkorb aus streicheln kann!





Abends halten wir in einem winzigen Dorf namens Flørli. Das besondere an diesem Dorf ist die längste Holztreppe der Welt, die hier beginnt. 4444 Stufen führen den steilen Berg hinauf, ursprünglich wurden hier wohl Materialien für den Stausee und das Wasserwerk transportiert, neben den Stufen führen nämlich auch Schienen den Berg hinauf. Ganz schön steil. Da es immer noch abwechselnd nieselt und regnet und die Wolken hartnäckig auf etwa 200m hängen, steigen wir jedoch nicht hinauf. Auch am nächsten Tag hält sich das Schietwetter und wir fahren 10sm weiter bis zum Ende des Fjords, nach Lysebotn. Hier, so weit im Landesinneren soll das Wetter etwas besser sein. Zwar nieselt es hier auch noch, aber nachmittags kommt zum ertsen Mal seit Maike und Tobi an Bord sind, die Sonne raus. Nur kurz, aber immerhin. Während wir also per Whatsapp von den Hitzegeplagten Hamburg hören, die sich bei 38°C nach einer Erfrischung sehnen, nehmen wir bei 23°C ein kühles Bad in einem ziemlich coolen Wasserfall in der nähe des Hafens. Anders als in Nord-Norwegen ist das Wasser hier fast warm, es hat etwa 18°C! Eine gute Dusch-Temperatur also. 



Ein Gleitschirmflieger nutzt die Regenpause. Im Hintergrund unser Dusch-Wasserfall

Abends fängt es dann wieder an zu regnen, und verkriechen uns alle zusammen unter der Persenning. Die Vorhersage für den nächsten Tag sieht etwas besser aus und so beschließen Arved, Tobi und ich, eine Wanderung zum Kjeragbolten zu machen. Auch dieser Fels ist ziemlich bekannt und wir wollen wenigstens eine ordentliche Wanderung machen, bevor es wieder raus aus dem Fjord und weiter in den Süden geht. 


Zu fünft hat man fünfmal mehr Spaß als alleine!

Also ziehen wir zu dritt los. Die erste Etappe führt vom Hafen zum Parkplatz in 800m Höhe, dem Ausgangspunkt für die Wanderung. Die 7km wollen wir eigentlich trampen, doch zunächst nimmt uns keiner mit. Also steigen wir im Regen die engen Serpentinen hinauf, sogar durch einen Tunnel. Das ist ziemlich cool, denn wir haben eine Box mit und hören laut Musik. Im dunklen, schlecht ausgeleuchteten Tunnel, der in den nackten Fels gehauen wurde, ist die Akustik super. Nur die Abgase der vereinzelten Autos stören uns ein bisschen, sodass wir doch etwas froh sind, als es nach 1,1km wieder ans Tageslicht geht. Und dann haben wir auch Tramperglück, ein netter Kroate nimmt uns die letzten Kilometer bis zum Parkplatz mit. Nun geht e erst richtig los. Es nieselt immer noch und wir schließen uns den vielen Menschen an, die den etwas beschwerlichen Aufstieg bis zum eingeklemmten Stein machen wollen. Was sind wir froh, dass wir solche Menschenmassen sonst meiden! 


Da unten liegt die Shanty!



Schon verrückt, wie sich zig Männer, Frauen und auch einige Kinder nass regnen lassen und die steilen nackten Felsen erklimmen. Fast 5km sind es noch bis zum Kjeragbolten, und 600 Höhenmeter. Als wir endlich da sind, gibt es sogar eine Schlange vor dem Stein, so viele Menschen wollen das berühmte Foto machen! Wir reihen uns ebenfalls ein, den wo wir nun schonmal da sind wollen wir auch mal schauen, ob das Ganze so gruselig ist wie es aussieht. Und: Ja, es ist genauso gruselig wie es aussieht. Direkt unter einem geht es 800m hinunter, senkrecht, und der Stein sieht auch von Nahem so aus, als könnte er jederzeit abrutschen. Aber alles geht gut, keiner rutscht runter, und nachdem die Fotos gemacht sind genießen wir den atemberaubenden Ausblick von hier oben. 



Der Kjeragbolten!



Das coolste sind fast die Wassertropfen, die vom Fels heruntertropfen wollen, dank der Aufwinde, aber nach oben tropfen! Völlig verrückt, fast wie im Weltall. Arved stellt das ganze System auf die Probe und nach einer Pinkelpause auf dem Rückweg berichtet er Tobi und mit, dass sein Urin gerade nach Oben geflogen ist. Er beteuert aber, dass er dann von ihm weg geflogen ist. Wollen wir es hoffen! Nachmittags kommt dann endlich die versprochene Sonne raus und die Wanderung zurück zum Parkplatz ist noch viel schöner als der Hinweg (man kann endlich alle Berge im Umkreis sehen, und dazu glänzt alles wunderschön, da der Fels noch nass vom vielen Regen ist).
Zurück beim Schiff, welches Maike und Jule gehütet haben, beschließen wir, das gute Wetter zu nutzen und die 20sm aus dem Fjord hinauszumotoren, bevor es morgen wieder regnen soll. Dabei sehen wir den Kjeragbolten nun auch von unten, und winzig er aussieht! Halt machen wir um 22:30   Uhr im Lysefjordhavn. Die Lichter spiegeln sich auf dem spiegelglatten Fjord und alles sieht magisch aus.

:)


Bis zum nächsten Morgen, da regnet es nämlich mal wieder. Trotzdem fahren wir früh los, wir wollen Strecke machen und hoffen darauf, weiter im Süden die Sonne wieder zu finden. Leider ist ordentlich Welle und so ist die 14-stündige Tour vor allem für Maike und Jule nicht sehr angenehm. Die beiden füttern die Fische mit unserem Frühstück. Ist jetzt vielleicht nicht die richtige Stelle das zu schreiben, aber immerhin war uns das Angerglück endlich wieder hold! Wir fangen 6 Makrelen und abends im Hafen von Egersund, als es allen wider gut geht, freuen wir uns darüber, endlich wieder Fisch essen zu können! Die Fische wurden übrigens kurz vor den Magenentleerungen gefangen und waren sehr lecker, falls sich jemand gefragt hat.


Das ist der Ausblick von hinter dem Kjeragbolten. Es geht super steil runter richtung Fjord

Am nächsten Tag heißt es ausschlafen, und dann wollen wir eine kleinere Tour zu einem Ankerplatz machen, der uns von dem ominösen Norweger empfohlen wurde. Die kleinere Tour zieht sich dann doch ziemlich lange, weil wir zwischenzeitlich mehr als 2kn Strömung gegenan haben, aber auch heute haben wir Glück und ziehen kurz vor dem Ankerplatz noch 13 Makrelen aus dem Wasser! Und als wir dann durch einen schmalen Felsspalt in die dahinterliegende Bucht fahren, in der wir die Nacht verbringen, ist alles vergessen, so schön ist es hier. Außerdem ist es trocken! Also wird kurzerhand ein Lagerfeuer entfacht, Makrelen da drüber gebraten und anschließend noch Stockbrot gemacht. Was für ein schöner Abend in einer traumhaften Bucht. Danke lieber Norweger!

Stockbrot, Makrelen und Lagerfeuer!






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